St. Eligius, Schutzpatron der GoldschmiedeDie Geschichte vom heiligen Goldschmied

Die edle Zunft der Goldschmiede hat einen gar vornehmen Schutzpatron – wie es sich für ein Handwerk geziemt, das aus dem feinsten aller Metalle den zierlichsten Schmuck und die köstlichsten Gefäße schafft.
Das ist Sankt Eligius, dessen irdischer Wandel ein wahres Vorbild für jeden braven Gesellen und redlichen Handwerksmann bedeutet. Rechtschaffenheit und Kunstfertigkeit, Menschenfreundlichkeit und Herzensfrömmigkeit haben ihn zu weltlichen Ehren und darüber hinaus in den Stand der Heiligkeit emporgehoben. Und immer ist er dabei so schlicht und seinem Wesen so treu geblieben, wie ihn der flämische Meister Peter Cristus auf seinem Bilde für die Antwerpener Goldschmiedezunft zur Erbauung der Nachwelt dargestellt hat. ... Der Künstler hat den frommen Glaubenshelden der christlichen Vorzeit auch mit den Augen seiner eigenen Zeit gesehen, hat ihn in die nahe Gegenwart der eigenen Umwelt versetzt, als einen flämischen Goldschmied des 15. Jahrhunderts, der einem Brautpaar die Ringe abwiegt, während er angesichts des fremden Glücks dem Geheimnis der eigenen Einsamkeit nachdenkt, dem Geheimnis der großen Liebe, die auf eigenes Erdenglück verzichten muß, um aller Menschen Freund und Bruder zu sein. ...

Ganz so ruhig und behaglich sah allerdings die Welt nicht aus, in die um das Jahr 588 Eligius in der Nähe von Limoges hineingeboren wurde. Es war das Zeitalter der Merowinger, eine wilde Zeit voll unerhörter Greuel und tiefster Verderbnis, in der das junge Frankenreich die blutige Vermählung zwischen der absterbenden römischen Kultur und dem überschäumenden Tatendrang der nordischen Eroberer feierte. ... Blutschuld und Ehebruch, unmenschliche Rachsucht, Verachtung aller Sittengesetze und grenzenlose Verderbnis – das sind die Dinge, die geistliche Geschichtsschreiber dieser Epoche immer wieder zu berichten haben. Und dazu kommt die barbarische Prunksucht, die Gier nach dem Golde...nach dem „gleißenden Hort“, nach Schmuck und Schätzen.

Kein Wunder freilich, wenn damals auch der Beruf des Goldschmiedes in besonderen Ehren stand – er ist der wahre Künstler dieser Zeit. ... Der junge Eligius, der aus einem altchristlich-romanischen Hause stammte, mag sein Handwerk allerdings von vornherein weniger um des erhofften Ruhmes willen ergriffen haben als deshalb, weil seinem friedlichen Sinn die stille Beschäftigung mit dem erlesenen Metall besonders zusagte. Er wird der Schüler des kunstreichen Goldschmieds Abbo, der als des Königs Münzenmeister in Limoges tätig ist. Durch ihn wird der Schatzmeister des Merowingerkönigs Chlotar II., der angesehene Bobbo, auf den begabten Gesellen aufmerksam. Er überträgt ihm die Anfertigung eines goldenen Thronsessels für seinen Herrn. Eligius übernimmt übernimmt den Auftrag, und Bobbo ist nicht weniger erstaunt, als er eines Tages statt des einen Thronsessels gleich zwei abliefert. Denn so sehr schöpft man damals aus dem Vollen einer unermesslichen Beute, dass die Menge des Metalls, das man Eligius zur Verarbeitung anvertraut hatte, für die doppelte Ausführung zureichte.

Eine solche unerhörte Ehrlichkeit erscheint dem König als etwas so Außerordentliches, dass er den jungen Goldschmied sogleich zu seinem obersten Münzmeister macht – und es gibt in heutigen Sammlungen noch genug Münzen aus der Zeit zweier Könige aus dem Merwingerhause zwischen 630 und 660, die das Zeichen des Eligius tragen. Der Kunsthandwerker ist zum königlichen Beamten, ja zum vollendeten Hofmann geworden, reich, prachtliebend und weltgewandt. ... Aber in aller seiner Herrlichkeit vergisst er niemals die unglücklichen Brüder aus dem Volke, die kein so glückliches Los gezogen haben. Er spendet Wohltaten den Armen, begründet Klöster und Krankenhäuser und befreit unschuldige Gefangene aus harter Sklaverei. Er erscheint in kostbaren Gewändern bei Hofe, sein Unterkleid ist aus Seide – eine große Seltenheit jener frühen Zeit – es ist mit Gold durchwirkt und mit herrlichen Edelsteinen geschmückt. Aber unter seinen Prachtgewändern trägt er das Zilizium, das härene Bußgewand. Und nächtelang sitzt er mit seinem Freunde Audoin, dem Geheimschreiber des Königs, beisammen, in ernster Grübelei und andächtiger Betrachtung über die höchsten Dinge und über die wahren Pflichten eines frommen Christen gegen Gott und seinen Nächsten. Sie ergeben sich der ascetischen Lehre des Glaubensboten Kolumban – und eines Tages, nach dem Tode Dagoberts, verlassen sie beide den Hof, um sich ganz den geistlichen Studien zu ergeben.

Sie werden zu Priestern geweiht, und Audoin wird Bischof von Rouen, Eligius Bischof von Noyon: am 13.Mai 641 erhält er die Weihen. ... Als er um das Jahr 660 stirbt, hinterlässt er ein reiches Lebenswerk, und mit Stolz verehren ihn nicht nur die Goldschmiede, sondern auch die Schmiede und die Pferdezüchter als ihren Schutzpatron. So wird er auch meist mit seinem Handwerkszeug, mit Hammer und Zange, und mit einem abgeschnittenen Pferdefuß dargestellt. Das ist die Legende von Sankt Eligius, dem heiligen Goldschmied.

(Auszug aus dem Deutschen Goldschmiede-Kalender 1935, Verlag der deutschen Goldschmiede-Zeitung
Wilhelm Diebener GmbH Leipzig)
 

[Tip des Monats] [Goldschmiede] [Schmuck] [Schmuckhaftes] [Geschenkideen] [Touri-Infos]